Minimalisten 640

Vor ein paar Wochen wurde im Radio über den Minimalismus berichtet, eine neue Lebensart, die genau in die entgegengesetzte Richtung als die Konsumgesellschaft geht (gut so neu ist sie nun auch wieder nicht – sie ist eigentlich eine Nachfolgerin der Hippie-Kommunen-Bewegung der 70er).

Bis vor wenigen Jahren war „Minimalist“ ja ein Schimpfwort. Heute sind es Leute die versuchen Besitz durch Erlebnisse zu ersetzen. Um das zu erzielen, trennen sie sich von unnötigen Besitz (wobei das noch ein dehnbarer Begriff ist). Sie verzichten ganz bewusst auf das eigene Haus und wohnen in einer kleinen Wohnung (oder in einem Wohnwagen). Sie verzichten auf neue Kleider und kaufen im Secondhand-Shop. Sie verzichten auf ein Auto und gehen lieber zu Fuss oder mit dem Fahrrad zur Arbeit. Sie verzichten auf einen Fernseher. Viele versuchen auch Selbstversorger zu sein. Und sie behaupten glücklicher zu sein. Sie setzen ihr Glück nicht auf den Besitz von Gegenständen, sondern auf Beziehungen, Erlebnisse, Erinnerungen, Erfahrungen. Und ich muss gestehen ich beneide sie ein bisschen.

Ich bin definitiv kein Minimalist. Ich mag den Besitz von bestimmten Dingen, wie z.B. mein Smartphone, das Auto, meine Kamera, oder einfach schöne Deko. Meine Kaffeemaschine. Es gibt mir eine gewisse Bequemlichkeit. Aber ich bin auch kein Sammler. Ich bin genau das Gegenteil davon (hat das überhaupt eine Bezeichnung?) Ich liebe es Dinge wegzuwerfen. Es fühlt sich so befreiend an. Ich verwende dabei meistens eine einzige Regel: alles was in den letzten zwei Jahren nicht benutzt wurde geht weg, ausser es hat einen sentimentalen Wert (oder einen interessanten Wiederverkaufswert). Dabei stosse ich aber meistens auf „innerfamiliäre“ Resistenz, denn sowohl der grosse wie auch der junge Mann sind verbissene Sammler. Jedes Zettelchen, jede Kartonverpackung von jedem erdenklichen Gerät, jede Zeitschrift, wird behalten oder nur mit grosser Mühe (und viel Überzeugungskraft von meiner Seite) weggeworfen. Manchmal muss ich einer von ihnen wochenlang psychisch darauf vorbereiten (ich habe da so meine Tricks). Und wenn gar nichts mehr funktioniert, warte ich bis sie aus dem Haus sind und schmeisse es einfach weg (ganz hinterhältig und ohne schlechtes Gewissen). Und fühle mich so gut dabei.

Ich finde gerade jetzt im Hinblick auf Weihnachen sprüht der Konsumismus nur noch dahin. Ich kann kaum in ein Laden gehen und nicht ohne Weihnachtsschmuck rauslaufen. Aber ich möchte mich dieses Jahr bewusst dagegen wehren, und -im Gegensatz zu den letzten Jahren- meide ich die Einkaufszentren. Wenn ich trotzdem etwas brauche wird es online gekauft. Was nicht heissen soll, dass ich nicht in Weihnachtsstimmung bin. Auf keinem Fall! Ich bin und bleibe ein Weihnachtsjunkie! Hier wird fleissig gebacken, gebastelt und dekoriert.

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Wie sieht es bei Dir aus? Worauf könntest Du verzichten und was würdest Du nie hergeben? Wie feiert Ihr Weihnachten? Kannst Du der Versuchung in den Läden widerstehen?

 

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